Schweigend und angepaßt
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Wir würden vergeblich nach einer Reflexion über den Krieg suchen, die dazu bestimmt wäre, eine subversive Aktion des individuellen Denkens und möglicherweise des kollektiven Denkens auszulösen. Die einzige, die in der Lage wäre, sich die Entminung der Gebiete des freien Denkens, die niemand (fast niemand) mehr zu betreten wagt, vorzustellen und als ihr Ziel zu verfolgen.
Umgekehrt klingt der Artikel von Jürgen Wertheimer in der heutigen NZZ, der perfekt mit der Pro-Kriegs-Linie der Zeitung, für die er schreibt, übereinstimmt, wie ein Epitaph für die tragische Abwesenheit oder, noch schlimmer, Duldung der Intellektuellen angesichts des Ukraine-Konflikts. Sie waren von an Anfang an nur in der Lage, sich an die offizielle Version des laufenden Krieges zu halten.
Schweigend und angepaßt.
Jürgen Wertheimer schreibt in Bezug auf die Thesen Immanuel Kants in seiner Schrift Zum ewigen Frieden:
«Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Kant selbst der Suggestionskraft seines eigenen Systems unterlag. Für uns, angereichert mit den Erfahrungen und Enttäuschungen zweier darauffolgender Jahrhunderte, ein Grund mehr, dem Traum einer Rettung der Welt aus dem Geist der Philosophie eher skeptisch gegenünerzustehen».
Ah!
Wem sollen wir uns denn ausliefern?
Den Waffenherstellern? Denen, die sie kaufen? Denen, die sie benutzen?
Nein!
Dem Kopf müssen wir uns hingeben. Dem Mut, ihn zu benutzen.
Dem Mut, den Kopf zu wagen.
(gianluca grossi)