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Die Ratschläge, die uns täglich zur Bewältigung der Hitze gegeben werden, verderben uns nicht nur den Sommer, sondern produzieren auch eine Metapher für die historische Zeit, die wir durchleben. Sogar die NZZ hat dies erkannt und widmet dem apokalyptischen Hitzejournalismus einen kritischen Artikel. Schade, dass sie in ihrer redaktionellen Linie die gleiche Obsession auf die Realität des Krieges in der Ukraine anwendet.

Bleiben Sie im Schatten, schliessen Sie sich ein und schliessen Sie die Fensterläden, meiden Sie das Licht (das Licht!), verzichten Sie auf Anstrengung, als ob das Leben nicht schon an sich eine Anstrengung wäre, schützen Sie sich!

Die NZZ hat in dem oben verlinkten Artikel zu Recht die Sprache und die Rhetorik dokumentiert, mit der die Medien den Sommer, den wir gerade erleben, beschreiben, ihn in einen Alptraum verwandeln und ganz allgemein eine Weltuntergangsstimmung suggerieren. Dies ist die unantastbare Pflicht einer frei denkenden und schreibenden Redaktion.

Es fällt jedoch auf, dass sich die NZZ nicht auf die gleiche sakrosankte Pflicht beruft, wenn sie über den Krieg in der Ukraine schreibt. Im Gegenteil, sie hat sofort einen redaktionellen Kurs eingeschlagen, der eine Diskussion und eine unabhängige Argumentation nicht zulässt. Entweder mit uns oder mit dem Feind!

In meinem neulich erschienenen Buch Sulla guerra. Perché non riusciamo a non farla (Redea Publishing, Lugano), schreibe ich auf Seite 156:

«Die NZZ selbst, aber auch zahlreiche eidgenössische Politiker, haben sich von Beginn des Konflikts an unverhohlen auf die militärische Option als Antwort auf den russischen Einmarsch in der Ukraine festgelegt: Ihr Chefredakteur Eric Gujer war der erste, der sofort seinen Schreibtischhelm aufsetzte und seine Mitarbeiterinnen anwies, es ihm gleichzutun».

Wer Helme trägt, braucht keine Sonnenschirme.

(gianluca grossi)